Trauer- & Sterbebegleitung – Für wen ist das?
Wobei kann ich Sie unterstützen? Was ist Ihr Anliegen?
Haben Sie eine lebensbedrohliche Diagnose erhalten? Diagnosen erfordern oft schnelle Entscheidungen und rasches Handeln, doch was dann fehlt, ist die Zeit zum Begreifen. Ich möchte Ihnen die nötige Ruhezone und den Raum schaffen, um Ihre Handlungsmacht zu stärken. Wo stehen Sie gerade? Was brauchen Sie? Ich begleite Ihren individuellen Weg. Sie sind und bleiben Expert*in für sich selbst.
Sie haben einen geliebten Menschen durch einen Unfall oder eine Gewalttat verloren? Ein Suizid hinterlässt in Ihnen die bohrende Frage, ob Sie genügend da waren? Es gilt, den Weg aus der Selbstbeschuldigung heraus zu finden, indem die ganze Gemeinschaft in die Verantwortung mit einbezogen wird. Drängen sich Ihnen wiederkehrende, bildhafte Vorstellungen des Todesmoments auf? Dann arbeiten wir dieses Ereignis gemeinsam durch, bis bei Ihnen angekommen ist, dass dieser Moment bereits geschehen und jetzt vorbei ist.
Die Trauer bei unerfülltem Kinderwunsch, Schwangerschaftsabbruch oder nach einer Todgeburt birgt besondere Schwierigkeiten, da sie gesellschaftlich wenig sichtbar sind und Eltern oft allein mit ihrem Schmerz bleiben. Es kann helfen, den (ungeborenen) Kindern ihren individuellen Raum im Herzen und im Außen zu gestalten.
Sind Sie damit konfrontiert, dass ihr eigenes Kind gestorben ist? Das Sterben von Kindern durchbricht die natürliche Reihenfolge. Das, was eigentlich nicht geschehen darf, ist plötzlich eingetreten. Der Umgang mit diesem Verlust und Schmerz braucht Raum, Unterstützung und Begleitung.
Trauernde Kinder gehen in ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema Tod oft anders um als Erwachsene. Wichtig für sie ist ein authentisches Gegenüber, das Ihnen Halt, Sicherheit und Orientierung vermittelt.
Auch die Begleitung alter und dementer Menschen birgt seine besonderen Herausforderungen. Umgang und Kommunikation ändern sich, der Alltag benötigt feste Routinen. Sich in Ihr Gegenüber hineinzuversetzen, kann dieser sich neu auftuenden Welt eine gewisse Berechtigung verleihen.
In jedem Fall muss man eine große Kraft aufbringen, um dem Schmerz ein Gegengewicht geben zu können. Das ist viel Arbeit und kann die Unterstützung eines ganzen "Dorfes" brauchen. Ziel ist, dass Sie durch unsere gemeinsame Arbeit die Fähigkeit wiedererlangen, sich auf Ihr gesamtes Leben in all seinen Aspekten einlassen zu können und nicht nur auf den Schmerz. Sonst kann sich Verbitterung einstellen. Auch ein bewusster Abschied ist wesentlich, um einen neuen Frieden gestalten zu können. Dazu gehört oft auch der Abschied von Gewissensbissen. Selbst bei einem plötzlichen Tod kann man den Abschied zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Für Interessierte zum tiefer Eintauchen
Eigenes Älterwerden
Wir vermeiden es wir lange Zeit, uns mit dem Tod zu befassen. Zunächst hat das viele Vorteile, um im Leben zurecht zu kommen. Doch irgendwann kommt eine Ahnung, dass es darauf hinauslaufen könnte, dass man stirbt. Dann gilt es, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Das Altern, die eigene Endlichkeit und die damit verbundenen Ängste anzuschauen, grundsätzliche Überlegungen anzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Ältere Themen tauchen auf, der Sinn des Lebens wird plötzlich aus der Sicht des Lebensendes heraus gesucht. Sich mit diesen Themen auseinandersetzen braucht Zeit und Energie, im Hospiz ist es dafür oft zu spät. Wenn wir das Alter bereits zu Lebzeiten als Verlauf erkennen, können wir Abschiede ins Leben integrieren. Es ist eine Herausforderung, doch es ist auch eine Übungssache. Denn wann lernen wir mehr über das Leben, als wenn wir uns mit dem Tod beschäftigen?
Lebensbedrohliche Diagnose
Als Sterbeamme mache ich einen Raum auf, der in der Medizin, die sich auf kurative und palliative Versorgung, und in der Psychoonkologie, die sich auf Krankheitsverarbeitung konzentrieren, oft zu kurz kommt: Ihre eigene Endlichkeit darf mitgedacht werden. Dem Raum zu geben kostet Überwindung, kann aber zu großer Erleichterung führen. Wir denken in beide Richtungen, Leben und Tod, wir pendeln zwischen diesen beiden Polen, in Ihrem eigenen Tempo, ohne Bewertungen, ohne Verpflichtungen. Wir finden Worte für die Sprachlosigkeit, setzen uns mit dem, was auftaucht auseinander, mit Ängsten, unerfüllten Hoffnungen, dem Hadern mit Versäumnissen, dem, was Ihnen gerade wirklich wichtig ist. So finden Sie Vertrauen in Ihre eigene Wahrnehmung und Entscheidungsfähigkeit und damit mehr Zutrauen in sich selbst und Ihren persönlichen Weg.
Sterbende
Sterben lernen bedeutet, sich mit seinem gelebten Leben noch einmal bilanzierend auseinanderzusetzen, Abschiede zu gestalten und über den letzten Atemzug hinauszudenken. Ich begleite Sie in Ihrem Umgang mit Hürden innerhalb Ihres Abschiedsprozesses, thematisiere Angst und Panik, um aus der Erstarrung in neue gedankliche Bewegungen zu kommen und biete Ihnen Möglichkeiten der Hoffnung und des Weiterdenkens an. Der Tod ist die Geburt in eine neue, unbekannte Dimension. Haben Sie eine persönliche Vorstellung davon, was Sie machen, wenn Sie tot sind? Ist dann gar nichts mehr? Oder doch? Aber was? Es wäre beispielsweise auch eine Möglichkeit, den Todestag als geistigen Geburtstag zu empfinden und zu gestalten.
Begleitung Sterbender
Auch wenn die Bedürfnisse der*des Sterbenden, die*den Sie begleiten, im Vordergrund stehen, sind auch Sie selbst mit Problemen konfrontiert. Überprüfen Sie immer wieder, wie sicher Sie in Ihrem eigenen Leben stehen, denn Ihr eigener sicherer Stand ist die Voraussetzung für Ihre Handlungsfähigkeit. Haben Sie genügend Unterstützung, um selbst in Ihrer Kraft bleiben zu können? Gestehen Sie das gleiche Mitgefühl wie der*dem Sterbenden auch sich selbst zu? Auch Verzeihen und um Verzeihung bitten können jetzt wichtige Schritte sein. Wie ist Ihre Haltung zum Leben?Sprechen Sie der*dem Betroffenen die Freiheit zu, über das eigene Leben und Sterben zu entscheiden? Wir leben aus Begeisterung, ein Leben aus Zwang funktioniert nicht. Heilung heißt, einverstanden zu sein mit dem, was ist. So kann auch der Tod ein Stück weit Heilung sein.
Hinterbliebene
Das erste Jahr nach dem Verlust eines Menschen ist oft das Schwerste. Dann ist der Zyklus in einem neuen Alltag durchlebt. Es braucht Mut, Kraft und Unterstützung, um dieses Land der scheinbaren Hoffnungslosigkeit zu betreten und mit einer neu zu entdeckenden Zuversicht fruchtbar zu machen. Das Leben, das aus den Fugen geraten ist, darf mit aller Macht wieder angepackt werden, neue Sichtweisen erlernt, und der Mut wieder aufgelebt werden. Dort, wo nichts mehr vorhanden ist, ist gleichzeitig der ideale Boden gegeben, um Neues und Ungeahntes zu erschaffen. Gemeinsam entwerfen wir lebbare Konzepte für Ihren Alltag, um Abschied und Gedenken zu gestalten. Im Herzen darf die Einzigartigkeit des Verstorbenen weiterleben.